Nordschwarzwald Radmarathon 19.08.2012

Was macht man, wenn für Deutschland der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnung angesagt ist: ins Freibad gehen…. oder einen Radmarathon fahren.

Vielleicht zu Beginn das, was für mich gut lief: Ich habe es geschafft, ins Ziel zu kommen. An der vierten Kontrollstelle in Bad Teinach (nach etwas mehr als 160km) kam ich als fünfter der Marathon-Teilnehmer an. Es gab an allen Stationen stilles Wasser (siehe frühere Berichte). Die Organisation war super – noch besser als bei meinen bisherigen Teilnahmen. Das war es dann für mich schon.

Jetzt das, was dumm gelaufen ist: An der vierten Kontrollstelle habe ich meine Trinkflaschen vergessen. Bei fast 40Grad keine wirklich gute Idee. Entsprechend kam ich dehydriert an die folgende Kontrollstelle, was sich dann im letzten Abschnitt noch verschlimmerte. Ab 210km dachte ich ab und zu, dass ich es auf keinen Fall mehr ins Ziel schaffe und irgendwo unterwegs verglühe. Aber der Reihe nach.

In der Nacht vor dem Marathon habe ich kaum geschlafen. Irgendwie hat mir mein Unterbewusstsein wohl mitgeteilt, dass es keine gute Idee ist, bei dem Wetter mitzufahren. Ich bin jede Stunde aufgewacht und schließlich um 4 einfach auf geblieben.
Kurz vor 6 war ich in Magstadt und meldete mich an. Verzweifelt habe versuchte ich, eine langsame Gruppe zu finden, bei der ich mitfahren kann. Zunächst traf ich jemanden, der aber nicht langsam unterwegs sein wollte – er war bei der Transalp 10. der Herren und hatte sportliche Ziele. Gott sei Dank habe ich dann zwei Stuttgarter getroffen, die etwas älter waren als ich und eher gemächlich unterwegs. Ich schloss mich ihnen zunächst an, sie waren wirklich sehr nett. Einer der beiden wollte bis Kaltenbronn und dort den Marathon verlassen und nach Freudenstadt in den Urlaub weiter fahren. Alle Achtung!

Leider wurde es mir nach Bad Teichnach dann doch zu langsam, so dass ich zuerst allein weitergestiefelt bin. Es kam eine Gruppe, bei der ich kurz mitfuhr, die mir dann aber zu schnell wurde – ich wollte ja Kräfte sparen bei dem Wetter. Einen aus der Gruppe habe ich dann in Bad Dobel wieder getroffen.
Nach meinem Abriss bei der Gruppe habe ich dann ein Dreier-Team aus Stuttgart mit einheitlichen „Swiss Cycling“ Trikots und Hosen aufgefahren. Mit den Dreien lief es recht gut bis Dobel.
In Dobel hatte ich dann einen der drei „Schnellen“ an der Kontrolle getroffen und wir sind gemeinsam losgefahren. Er hat am Anfang ganz schön Tempo gemacht, wobei ich diesmal mitging. In Loffenau bogen wir in die berüchtigte Abzweigung (siehe mein erster Bericht) und entsetzt wartete ich schon auf das gruselige Kopfsteinpflaster mit 20% Gefälle. Gott sei Dank gab es dieses nicht mehr, sondern der Weg war komplett geteert. Ich muss zugeben, landschaftlich ist diese Strecke attraktiver als im Tal auf der Hauptstraße zu fahren.
Dann kam der berüchtigte Anstieg nach Kaltenbronn. Trotz Vormittagsstunden hatte es schon knapp 35Grad am Berg. Wir sind noch auf einige andere Fahrer aufgefahren, die auch gleich richtig Dampf gemacht haben. Auch mein Partner ist nicht nur mitgegangen, sondern sogar vorn weg. Ich habe versucht einen ruhigen Tritt zu finden, den ich bis oben durchhalten konnte. Und was soll ich sagen, ich habe alle vor mir liegenden Fahrer wieder überholt und bei meiner Pause oben in Kaltenbronn kam zu meiner Zeit auch keiner der überholten Fahrer mehr an. Ich selbst wurde übrigens auch nicht überholt 🙂

Dummerweise war ich dadurch auf dem Weg von Kaltenbronn nach Bad Teinach komplett allein unterwegs. Lustig war das nicht und Simmersfeld hoch war es noch mal eine arge Schinderei. Eine kleine Auflockerung des „trüben in der Hitze Fahrens“ gab es in Enzklösterle, wo parallel ein Mountainbike Wettkampf stattfand. Obwohl ich auch eine Startnummer hatte, wollte der Polizist mich nicht durchlassen 😉 Der Stopp war aber nur kurz.

In Bad Teinach angekommen, habe ich mich wie ein Schneekönig gefreut, dass nur vier Leute vom Marathon vor mir waren. (Das sollte sich aber noch ändern). Ich habe meine Flaschen aufgefüllt und bin aufs Klohäuschen gegangen. Von dort bin ich gleich zurück aufs Fahrrad und habe nicht gemerkt, dass die aufgefüllten Flaschen noch auf dem Tisch standen. Erst als ich schon wieder mehr als 200hm und auch einige Kilometer hinter mir hatte, fiel es mir auf. Da wollte ich aber nicht mehr zurück – was für ein Fehler. Nach 20km bei stellenweise über 40Grad traf ich den ersten Fahrer (ein Pärchen, das die 155km Runde fuhr). Sie spendierten mir dann Wasser, was natürlich a) viel zu spät kam und b) in dem Moment viel zu wenig war. In Konsequenz kam ich ziemlich dehydriert in Huchenfeld an.

Dort packte ich mir eine Flasche Wasser in der Halter. Allerdings war mir schon so schlecht, dass ich kaum noch trinken konnte. Im Tal kurz vor dem Anstieg nach Tiefenbronn hatte es dann auch 43Grad. Ich dachte, die letzten knapp 40km schaffe ich nicht mehr lebend. Es gab auch keinen Bus, der mich hätte einsammeln können. Ich versuchte noch Wasser zur Abkühlung über meinen Kopf und Rücken zu kippen, wenn ich es schon nicht trinken konnte. Allerdings war es wärmer als ich, so als ob man eine warme Dusche nimmt. Und dank fehlenden (kühleren) Winds hat es leider gar nichts zur Kühlung beigetragen.
Nach etwa 20km Quälerei durch (bei der Hitze) menschenleere Orte und auf verlassenen Straßen kam die Dreigruppe Swiss-Cycling wieder an mich ran. Ich fragte, ob sie ein bisschen auf mich aufpassen können und hängte mich in den Windschatten. So konnte ich mich bis bis ins Ziel retten – im wahrsten Sinne des Wortes. Etwa 16Uhr war die Qual damit vorbei.

Nach dem Abstempeln ging ich sicherheitshalber zu den Sanis und fragte, ob ich mich mal hinlegen dürfe, da es mir nicht so gut ging. Die Jungs waren wirklich super nett – und das ehrenamtlich – alle Achtung! Nachdem mein Puls im Liegen dann aber immer noch 100 Schläge hatte und nicht runter ging, haben sie mir eine Elektrolyt-Infusion angeboten. Was soll ich sagen, 10min später ging es mir wieder gut und die Übelkeit war auch weg. Die Sanis rieten mir noch, bei der Veranstaltung etwas zu Essen und zu Trinken. Das tat ich gern und wurde dabei von den Sanis noch kurz kontrolliert 😉

Tja, das Fazit: Bei der Hitze zu fahren, war dämlich. Die Trinkflaschen zu vergessen noch mehr. Ob ich mir in meinem Leben noch einen Marathon antun will, weiß ich noch nicht. Ich denke, ich werde in Zukunft wohl eher kürzer treten. Auf jeden Fall freu ich mich aber auf das coole Trikot, dass wie immer in ein paar Wochen zugeschickt wird.

Bei allem was ich erlebt habe, möchte ich den Veranstaltern des Marathons und der RFT ganz herzlich für die Organisation danken. Es war alles super organisiert und alle waren sehr nett, trotz der enormen Hitze.

PS: Leider habe ich meinen Radcomputer zu spät angeschaltet und mich dann bei der ersten Kontrolle in Bad Teinach auch noch „verdrückt“. Deshalb kann ich nur ein paar kleinere Daten liefern. Die größten Temperaturen auf der Strecke gab es am Anstieg vor Huchenfeld und in Tiefenbronn mit jeweils 41Grad. In Huchenfeld hatte ich an der Kontrolle auch mal 50Grad auf der Anzeige. Dort ist ja praktisch ein Hof, in dem kein Wind geht und wo die Sonne voll reinknallt.

Teilnehmerkarte: kontrolle2012

Urkunde (eigentlich für die Kinder bei der RTF. Aber wer wollte, hat auch eine bekommen): urkunde2012Das Trikot:Trikot 2012 Vorderseite

Trikot 2012 Rückseite

 

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