Radmarathon Tannheimer Tal 2025

Tannheimer Tal Start

Nachdem es im letzten Jahr im Tannheimer Tal komplett verregnet und kalt war, hatte ich noch eine Rechnung mit dem Radmarathon offen. Wir sind schon am Montag angereist, und so konnte ich mich noch mit zwei Ausfahrten in Schwung halten. Das Tannheimer Tal ist perfekt, um Touren mit verschiedenem Profil zusammenstellen. Ich wollte allerdings noch nicht alle Körner vorher beim Training verschießen.

Unsere Unterkunft im Landhaus Sammer lag ideal für den Start des Marathons und die Abendessen im Hotel Bergzeit waren ein Genuß. So standen denn auch Schlemmen, Entspannen, Wandern und Schwimmen im Bergsee auf dem Programm. Daneben haben wir sehr nette Mitstreiter kennengelernt, mit denen wir uns beim Essen über unsere Vorbereitung austauschen konnten. So stieg auch meine Anspannung vor dem Rennen von Tag zu Tag und ich war froh, als es endlich losging.

Der Start 6 Uhr früh verlief trotz der fast 1.500 Starter recht ruhig. Obwohl die ersten Kilometer auf einem ansteigenden Radweg in Richtung Grän verliefen, ging es hier schon zur Sache. Ab Grän war die Straße bis Wertach für uns gesperrt, und ab dort zog auch das Tempo noch einmal ordentlich an. Das war auch das letzte Mal, dass ich Carsten gesehen habe. Er war deutlich schneller als ich.

Nach einem weiteren Anstieg nach Oberjoch sausten wir dann bis Wertach eine lange Abfahrt hinunter. Hier fiel mir ein Fahrer direkt vor mir auf, der etwas unsicher auf dem Rad saß. Kurz vor dem Abzweig Richtung Immenstadt bin ich dann lieber an ihm vorbei gefahren. Etwas später krachte es einige Meter hinter mir. Offenbar war er mit einem Mitstreiter kollidiert. Ich hoffe, es ging trotzdem einigermaßen glimpflich aus.

Die weitere Fahrt durchs Allgäu verlief eher unspektakulär und ich begann mich bereits innerlich auf den Riedbergpass vorzubereiten. Dann wurden wir allerdings kurz vor Sonthofen auf eine Nebenstraße Richtung Gunzesried geschickt. Überraschend wartete bereits hier die erste Prüfung auf uns mit einem Anstieg, der teils über 17% aufwies. Im Sattel war das für mich nicht zu schaffen.

Auf der anschließenden Abfahrt konnte man sich nur wenig erholen, denn direkt darauf ging es schon in den Riedbergpass – die höchste Passstraße Deutschlands. Auch hier warteten lange Strecken mit über 16% Steigung auf uns, was ordentlich Kraft gekostet hat. So fuhr ich denn nach dem Pass in Balderschwang die Verpflegung an, füllte die Flaschen und aß etwas. Leider mussten wir auf der Abfahrt an einem Krankenwagen vorbei. Schon der zweite Sturz, den wir miterleben mussten.

Die anschließende Fahrt durch den Bregenzer Wald habe ich kaum wahrgenommen. Oftmals gab es gerade Strecken, und leider war ziemlich viel Verkehr auf der Straße. Glücklicherweise fand ich eine gut funktionierende Gruppe. So flogen die Kilometer nur so dahin.

Als dann der Anstieg zum Hochtannbergpass begann, überlegte ich kurz, ob ich in Au die Verpflegung mitnehmen sollte. Ich entschied mich dagegen und fuhr mit zwei Mitstreitern weiter. Auf halber Höhe zum Pass musste ich dann dem hohen Tempo am Anfang Tribut zollen. Nach einer kurzen Pause zum Luftholen ging es dann weiter, wobei der Himmel immer dunkler wurde.

Kurz nach der Passhöhe begann es dann ordentlich zu schütten. Innerhalb weniger Sekunden war ich komplett durchnässt. Es wurde sehr kalt, meine Zähne klapperten und meine Felgenbremsen brachten das Rad nur noch langsam zum Stehen. In einer Tunnelgalerie wartete ich ein paar Minuten am Ausgang. Da es nicht heller wurde, rollte ich doch noch bis zur nächsten Verpflegung. Dort holte ich mir erstmal eine heiße Brühe, was tatsächlich geholfen hat, wieder etwas aufzutauen.

Als der Regen nachließ, fand wieder eine schnelle Gruppe. Auch wenn es vielleicht einen Ticken zu schnell für mich war, ging ich mit in die Führung. Hier kam uns auch zugute, dass es vom Hochtannbergpass bis zur letzten Kontrollstation im Lechtal immer leicht bergab geht. Daher stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit noch einmal ordentlich an und ich freute mich schon über eine super Zeit im Ziel.

Nach einem kurzen Stopp an der letzten Verpflegung stand dann nur noch der Gaichtpass an, der nicht so steil und eigentlich gut zu fahren ist. Leider sprang mir direkt zu Beginn des Anstiegs die Kette vom vorderen Blatt und verdrehte sich komplett. Zwei Fahrer hielten an und wir versuchten die Kette zu richten – leider ohne Erfolg. Schon stieg Panik in mir auf, dass ich so kurz vor dem Ziel noch wegen eines Defekts aufgeben muss.

Als letzten Versuch rollte und schob ich dann mein Rad bis zum letzten Kontrollpunkt zurück. Glücklicherweise gab es hier tatsächlich jemanden, der mir helfen konnte. Mit zwei Zangen aus einer angrenzenden Werkstatt bogen wir meine Kette wieder notdürftig zurecht.

Mit bangem Blick fuhr ich langsam los und nahm den Pass erneut in Angriff. Dann holte mich ein Fahrer ein, bei dem ich mich so gut es ging festbeißen konnte. Meine Kette sprang dabei immer wieder über die Ritzel des Zahnkranzes, so dass die Fahrt bis ins Ziel recht ruppig wurde. Aber immerhin bin ich so noch ins Ziel gekommen.

Am Ende stand eine offizielle Zeit von 8:08h, viel besser als ich jemals erwartet hätte. Vor dem Start war meine Hoffnung, mit Marcel Wüst anzukommen, der beim Radmarathon auf eine Zielzeit von 9h fährt.

Andererseits war ich auch etwas enttäuscht, da ich ohne den Defekt sicherlich mindestens 20 min schneller gewesen wäre. So war es am Ende ein Mix aus riesiger Freude und kleiner Enttäuschung.

Nach dem Rennen hab ich mir noch die Pasta im Festzelt gegönnt und die Atmosphäre zusammen mit den anderen Fahrern genossen. Das offizielle Trikot zum Radmarathon und eine neue Fahrradbrille waren Belohnung für die Mühen.

Insgesamt gehört der Marathon im Tannheimer Tal sicherlich zu den Highlights der von mir gefahren Touren. Auch wenn offen ist, ob ich den Marathon noch einmal fahre, werden wir das Tannheimer Tal sicher auch in Zukunft besuchen.

 

 

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